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Le camp d’internés 1914-1919
Le camp d’internés 1914-1919

Dieser Internet-Auftritt verfolgt das Ziel, möglichst viele Informationen über das Internierungslager auf der Ile Longue zusammenzustellen, damit Historiker und Nachkommen der Internierten sich ein Bild von den Realitäten dieses bisher wenig bekannten Lagers machen können - nicht zuletzt auch, um die bedeutenden kulturellen Leistungen der Lagerinsassen zu würdigen.

Le but de ce site est de prendre contact avec les familles des prisonniers allemands, autrichiens, hongrois, ottomans, alsaciens-lorrains... qui ont été internés, pendant la Première Guerre mondiale, dans le camp de l’Ile Longue (Finistère).

Vorstellung der Internet-Seite
On-line gesetzt am 9. Mai 2013
zuletzt geändert am 19. September 2015

von Christophe

Das Internierungslager Île Longue : ein Ort in der Bretagne, an dem die deutsche Kultur im Weltkrieg 1914 - 1918 zu hoher Blüte gelangte.

Ein französisches Projekt, das in erster Linie für Deutsche, Österreicher und Ungarn bestimmt ist.

Wer sind die Internierten und Kriegsgefangenen?

Im August 1914 machen Deutschland und Österreich mobil. Sie rufen alle ihre im Ausland lebenden männlichen Landsleute zwischen 16 und 60 Jahren zu den Waffen. Viele von ihnen werden von den Alliierten festgenommen, im französischen Mutterland, wo manche seit Jahren leben und arbeiten, in Belgien, in Elsass-Lothringen bei einem vorübergehenden Eindringen französischer Truppen in den ersten Kriegstagen, in den afrikanischen Kolonien Deutschlands (Togo, Kamerun) oder auch an Bord von Schiffen bei der Heimfahrt nach Deutschland. In Eile müssen Lager geschaffen werden, um zehntausende von Männern unterzubringen. Forts, Fabriken, aufgelassene Klöster werden beschlagnahmt. In der Brester Bucht, auf Île Longue, entsteht ein Barackenlager – davon gibt es nur wenige in Frankreich – in dem ab November 1914 Angehörige der Mittelmächte inhaftiert werden, die von der französischen Marine im Kanal oder Atlantik festgesetzt worden waren.

Zu diesen Zivilinternierten kommen bald an der Front in Gefangenschaft geratene Sodaten. Bei diesen handelt es sich oft um in Krankenhäuser des Hinterlandes, namentlich das Marinespital von Brest, verlegte Verwundete. Für die Zeit ihrer Rekonvaleszenz werden sie in einem der sechs Lager des Departements Finistère interniert.

Welches sind die materiellen Besonderheiten des Lagers Île Longue?

Es handelt sich um ein völlig neu geschaffenes Lager auf über 7 Hektar zu diesem Zweck angemietetem Heideland. Etwa 100 Baracken vom Typ “Adrian” werden von den Gefangenen selbst errichtet. Die Internierten verfügen über relativ viel Raum, über eigene Gebäude für Küchen, Kantine, Duschen, Krankenstation, Wasch- und Trockenräume, Aborte, Bibliothek, Theater, Konzerte, Werkstätten und Unterricht. Sie haben Fußballplätze, eine Kegelbahn und zwei Tennisplätze.

Das Lager ist für die Unterbringung von 5 000 Mann geplant; es werden sich darin aber nie mehr als 2 000 Internierte gleichzeitig aufhalten. Die Gesamtzahl der Gefangenen beläuft sich auf 5 300 Personen. Ihre Aufenthaltsdauer liegt zwischen einigen Wochen und fünf Jahren.

Etwa 30 Gefangene sterben im Laufe ihres Lageraufenthalts ; darunter die Hälfte als Opfer der spanischen Grippe, Ende 1918 – Anfang 1919; ein anderer ist von einer Wache erschossen worden.

Die endgültige Schließung des Lagers erfolgt am 31. Dezember 1919.

Das Lager Ile Longue und sein außergewöhnlich hoch entwickeltes Kulturleben

Die Aufbringung des holländischen Passagierdampfers „Nieuw Amsterdam“ durch die französische Marine am 1. September 1914 ist u.a. deshalb von so großer Bedeutung, weil sie die Ursache für die außergewöhnliche kulturelle Dimension des Lagers ist. An Bord dieses Schiffes, das von New York den Zielhafen Rotterdam anfahren will, befinden sich zahlreiche Künstler und Intellektuelle aus Deutschland, Österreich und Ungarn. Die große Mehrheit dieser 750 an Bord der “Nieuw Amsterdam” gefangen genommenen Männer wird bis zum Ende des Krieges auf Île Longue verweilen, einige sogar noch ein Jahr länger.

Es sind u.a. Geschäftsleute, Ingenieure, Musiker, Dirigenten, Kunstmaler, Schriftsteller usw. Unter ihnen befindet sich auch der Direktor des Deutschen Theaters in New York : der spätere berühmte Filmregisseur G. W. Pabst (Die Büchse der Pandora, Kameradschaft, Die Dreigroschenoper). Vor allem ihm und seinen zahlreichen Inszenierungen ist es zu verdanken, dass das Lagertheater zu einem dauerhaften und anerkannten Erfolg wird.

Unter der Kontrolle der Lagerverwaltung (Zensur) geben die Internierten eine vierseitige, wöchentlich erscheinende Lagerzeitung heraus: „Die Insel-Woche“. Zwei andere Lagerzeitungen, „Inselstimme“ und „Die Kehrseite“ erscheinen für kurze Zeit, Ende 1918, Anfang 1919. Sie gründen eine Bibliothek mit einem Bestand von 8 000 Bänden. Dank einer Subskription gelingt es den Internierten, ein Klavier zu erwerben. Jeden Sonntag wird ein Konzert veranstaltet, und einmal wöchentlich findet eine Theateraufführung statt. Kurse in Fremdsprachen, wissenschaftlichen Fächern u.a. werden organisiert.

Der Dichter und Schriftsteller Hermann von Bötticher schreibt auf Île Longue seine Tragödie “Jephta”, und Karl Italiener übersetzt das Werk des Wirtschaftswissenschaftlers John Maynard Keynes unter dem Titel “Warum arbeitet die Fabrik mit Verlust?” ins Deutsche.

Dank einer verschlüsselten Anzeige in der Lagerzeitung finden sich zwölf Freimaurer zusammen und gründen die Feldloge “In Ketten zum Licht”.

… aber auch ein Ort des Leidens.

Zahlreiche Gefangene können oder wollen sich dieser deutschsprachigen kulturellen Mehrheit nicht anschließen. Im Lager werden 25 verschiedene Sprachen gesprochen. In einer und derselben Baracke haben die Internierten manchmal keine gemeinsame Sprache. Die Armenier, die Ungarn, die Elsass-Lothringer haben vielleicht keine große Lust zum Umgang mit den Türken, den Österreichern oder den Deutschen.
Viele dieser Männer, die in vollkommener Unwissenheit über die Dauer ihrer Gefangenschaft leben, werden von einer Art „Stacheldraht-Psychose“ erfasst. Die meisten von ihnen kommen erst nach fünf Jahren frei.

Die sozialen Unterschiede machen vor den Stacheldrahtzäunen nicht Halt: die Reichen stellen die Armen in ihren Dienst, zum Wäschewaschen z. B. Die Ärmsten, von der Lagerverwaltung nur ungenügend mit Nahrungsmitteln versorgt und ohne Pakete von zu Hause, suchen im Küchenabfall nach essbaren Resten.

Welche Ziele verfolgt diese Intenet-Seite?

Die Hauptziele sind:

  • Diese weitgehend vergessene Episode des Ersten Weltkriegs bekannt zu machen;
  • die großen kulturellen und menschlichen Leistungen der Internierten zur Geltung zu bringen;
  • mit den Nachkommen der Internierten Kontakt aufzunehmen und ihnen Informationen über die Wirklichkeit des Lagerlebens zu verschaffen.

Der Internet-Auftritt ist daher in drei Sprachen vorgesehen: französisch, deutsch, englisch. Seine Übertragung ins Ungarische (ca. 400 Internierte waren Ungarn) soll später noch erfolgen.

Unsere Internet-Seite ist seit ein paar Monaten im Netz, und wir stehen bisher mit Familienangehörigen von vier „unserer“ Internierten in Verbindung.

Was beinhaltet die Intenet-Seite?

Zunächst einmal enthält dieser Auftritt eine digitale Datenbasis mit 4 800 Namen von Internierten mit, für jeden einzelnen, Angabe von

  • Familienname, Vornamen, Geburtsdatum und –ort, Name und Vornamen seiner Eltern,
  • den Umständen der Gefangennahme,
  • den verschiedenen Lagern, die er durchlaufen hat und, bezüglich Île Longue, dem Ankunfts- und Abschiedsdatum.

Die Erstellung dieser Datenbasis hat 15 ehrenamtliche Mitarbeiter beschäftigt, die die Serie 9 R der Archive des Departements Finistère ausgewertet haben, eine Serie, die mehr als 10 000 Personalbögen der Internierten (2 bis 4 pro Mann) enthält. Etwa 1 000 Stunden waren für diese Arbeit erforderlich.

Im Laufe der Zeit wurden insgesamt etwa 90 Nummern der drei Lagerzeitungen, „Die Insel-Woche“, „Inselstimme“ und „Die Kehrseite“, die zwischen Juni 1915 und März 1919, erschienen sind, ins Netz gestellt.

Die Kopien stammen aus den Archiven des Departements Finistère, der Bibliothek der Yale-University (Connecticut, USA), dem Bundesarchiv/Militärarchiv Freiburg i. Br., dem Deutschen Historischen Museum Berlin bzw. aus einer Sammlung im Besitz von „Etre Daou Vor“ („Zwischen zwei Meeren“), einem lokalen Historikerverein.

Schließlich informiert die Seite, basierend auf Archiv-Forschungen (Archive der Departements Finistère und Vendée, Archive des Service Historique de la Défense in Vincennes und Caen) über verschiedene Aspekte des Lagerlebens:

  • Festnahmen zu Lande und auf See;
  • Errichtung des Lagers;
  • Organisation des Lagerlebens;
  • Kulturleben;
  • biographische Angaben zu besonderen Internierten.

Für welche Internet-Besucher?

  • Die Nachkommen der Internierten;
  • Historiker mit den Interessengebieten
    • Erster Weltkrieg,
    • Bretagne,
    • Deutscher Film zwischen den Weltkriegen,
    • Deutsche Freimaurer;
  • Alle, die sich für deutsche Kultur interessieren;
  • Alle, die sich für die Soziologie von Gefangenschaft und Lagern interessieren.

Wer sind wir?

Wir sind eine Gruppe von knapp zwanzig Amateur-Historikern mit besonderem Interesse für die Lokalgeschichte der Halbinsel von Crozon. Wir sind ebenso viele Frauen wie Männer, ebenso viele Deutsche wie Franzosen. Inzwischen gehören auch mehrere Nachkommen von ehemaligen Internierten dem Verein an.

Welche Quellen benutzen wir?

Wir haben vor allem die Serie 9 R der Archive des Departements Finistère benutzt, außerdem aber die Serie 4 M der Archive des Departements Vendée, die Archive des Service Historique de la Défense in Vincennes (opérations en mer) das Bureau des archives de victimes de conflits contemporains in Caen sowie das deutsche Bundesarchiv/Militärarchiv, Freiburg i. Br., das Schweizerische Bundesarchiv, Bern und das Archiv des Internationalen Roten Kreuzes in Genf.

Wir benützen auch Unterlagen und Hinweise, die uns von den Familien der Gefangenen, die über die Internet-Seite zu uns Verbindung aufgenommen haben, zur Verfügung gestellt werden.

Die Internet-Seite ist offiziell am 22. Januar 2013, dem 50. Jahrestag der Unterzeichnung des Elysée-Vertrags, ins Netz gestellt worden.


Documents
Vorstellung der Internet-Seite 72.3 kiB / PDF
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