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Le camp d’internés 1914-1919
Le camp d’internés 1914-1919

Dieser Internet-Auftritt verfolgt das Ziel, möglichst viele Informationen über das Internierungslager auf der Ile Longue zusammenzustellen, damit Historiker und Nachkommen der Internierten sich ein Bild von den Realitäten dieses bisher wenig bekannten Lagers machen können - nicht zuletzt auch, um die bedeutenden kulturellen Leistungen der Lagerinsassen zu würdigen.

Le but de ce site est de prendre contact avec les familles des prisonniers allemands, autrichiens, hongrois, ottomans, alsaciens-lorrains... qui ont été internés, pendant la Première Guerre mondiale, dans le camp de l’Ile Longue (Finistère).

Ernst Gustav Tschentscher (D)
On-line gesetzt am 14. Juli 2012
zuletzt geändert am 22. März 2017

von Christophe

Als der deutsche Internierte Ernst Gustav Tschentscher am 4. Juli 1916 im Lager Île Longue eintrifft, ist das vom Kommandanten Alleau ausgesprochene Verbot, eine Lagerzeitschrift herauszugeben, noch in Kraft. Im März 1917, das Lager ist inzwischen (16. August 1916) dem Innenministerium unterstellt worden, erteilt der Präfekt des Départements Finistère den Internierten erneut die Erlaubnis, im Lager eine kleine Wochenschrift herauszugeben (vgl. das Telegramm des Präfekten an den Unter-Präfekten vom 17. März 1917. Nicht Tschentscher aber, der Berufsjournalist, wird mit der Verantwortung für diese Zeitung betraut, sondern der Kaufmann Kowalski.

Wir wissen nicht, ob der Journalist Tschentscher die Erlaubnis für sich beantragt hat. Für den Fall jedoch, er hat es getan, standen seine Chancen sehr schlecht und das aufgrund eines schweren Verdachtes, der auf ihm lastet. In der Tat enthält ein im Militärarchiv Vincennes aufbewahrtes Telegramm (SS Aa 31) folgende Bemerkung: „Der Mann namens Tschencher (sic) ist wohl Agent der deutschen Spionnage. Es gibt Anlass, ihn einzusperren. Führen Sie weiter Untersuchungen durch.“ Ebenso in einem Brief des in Malta stationierten Kapitäns zur See de Mornet (SS Eb 125): „Mir wurde gemeldet, dass sich unter den Gefangenen in Malta der deutsche Staatsbürger und besonders gefährliche Spion Gustav Tschentscher befindet, der festzunehmen und während der Überfahrt streng zu bewachen sei...“. Gerechtfertigt oder nicht, der Ruf Tschentschers ein Spion zu sein, scheint seinen Ursprung darin zu haben, dass sich unter seinen Papieren Briefe von hochgestellten (auch militärischen) Persönlichkeiten des deutschen Reiches fanden. Nicht erstaunlich also, dass der Antrag Tschentschers auf Genehmigung, eine Lagerzeitung herauszugeben – wenn er ihn denn gestellt hat – unberücksichtigt blieb.

Trotzdem gelingt es ihm schnell, sich eine Position – und eine keineswegs unbedeutende – in der Leitung der Lagerzeitung zu verschaffen. So wird er bereits in Nummer 7 (20. Mai 1917) als „Schriftleiter“ (vgl. „Die Insel-Woche“, N° 7, S. 4 unten) und wenig später (ab N° 31) gar als „Hauptschriftleiter“ erwähnt. Doch bereits nach weniger als einem Jahr tritt er von dieser angesehenen Position zurück. Dazu gibt er in einer unter dem Titel „Persönliches“ erschienenen Notiz (vgl. („Die Insel-Woche“, N° 40 vom 3. Februar 1918, S. 3) folgende Erklärung ab: „Ein Vorkommnis in dieser Woche hat mir einen völlig unerwarteten Geist des Lagers offenbart, der es mir unmöglich macht, mit der nötigen Unbefangenheit weiter im Interesse der Gesamtheit wirken zu können.“

Wir wissen nicht, was wirklich vorgefallen ist. Möglicherweise kam es zu Spannungen zwischen dem vermutlich egozentrischen Tschentscher und den anderen Mitgliedern der Redaktion. In der letzten uns bekannten Nummer der „Insel-Woche“ (12. Mai 1918) erfahren wir jedoch, dass Tschentscher wieder in die Schriftleitung der Zeitung eingetreten ist. Da jedoch laut einer im Deutschen Historischen Museum zu Berlin gefundenen Notiz aus eben dieser Zeit die „Insel-Woche“ vom Präfekten verboten wurde, hat er diese wiedererlangte Funktion wohl kaum ausüben können.

Im Frühjahr 1919 gründet Ernst Gustav Tschentscher unter dem Namen „Inselstimme“ seine eigene Lagerzeitung, deren erste Nummer am 7. II. 1919 erscheint.

Im Leitartikel „An meine Leser“ rechtfertigt er diese Initiative mit folgenden Worten: „Eine neue Lagerzeitung? Warum? Weil ich mir persönlich einen Platz schaffen will, der mir volle Unabhängigkeit bietet, zu den Tagesereignissen Stellung zu nehmen ...“.

Die drei uns vorliegenden und hier wiedergegebenen Nummern

  • 1 vom 7. Februar 1919,
  • 2 vom 14. Februar 1919 und
  • 7 vom 28. März 1919

wurden unter den Signaturen Do2 93/1834, Do2 93/1835, Do2 93/1836 im Deutschen Historischen Museum Berlin (http://www.dhm.de/) gefunden. Ob es außer diesen und den zweifellos erschienenen Nummern 3 bis 6 weitere gibt, ist uns nicht bekannt.

Was nun die Schwierigkeiten betrifft, Informationen zur Person des E. G. Tschentscher zu bekommen, so sind sie denen sehr ähnlich, auf die wir bei unseren Nachforschungen zu Edmund Kowalski stießen, auch wenn sich der Geburtsort Tschentschers, die Sadt Calau, in Brandenburg, und damit heute in der Bundesrepublik Deutschland, befindet.


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