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Le camp d’internés 1914-1919
Le camp d’internés 1914-1919

Dieser Internet-Auftritt verfolgt das Ziel, möglichst viele Informationen über das Internierungslager auf der Ile Longue zusammenzustellen, damit Historiker und Nachkommen der Internierten sich ein Bild von den Realitäten dieses bisher wenig bekannten Lagers machen können - nicht zuletzt auch, um die bedeutenden kulturellen Leistungen der Lagerinsassen zu würdigen.

Le but de ce site est de prendre contact avec les familles des prisonniers allemands, autrichiens, hongrois, ottomans, alsaciens-lorrains... qui ont été internés, pendant la Première Guerre mondiale, dans le camp de l’Ile Longue (Finistère).

Dr. Krahnstöver, Schiffsarzt der Vaterland
On-line gesetzt am 29. Oktober 2016
zuletzt geändert am 4. Dezember 2016

von Ursula

Dr. Krahnstöver, Schiffsarzt auf der Vaterland

Kurz und ereignisreich war die Dienstzeit des Schiffsarztes Dr. Krahnstöver auf dem Transatlantikliner Vaterland, dem Flaggschiff, der deutschen Reederei Hapag Anfang des letzten Jahrhunderts.

Postkarte des Transatlantikliners VATERLAND der deutschen Reederei HAPAG in Hamburg (privat)
Carte postale représentant le paquebot transatlantique VATERLAND de l’armateur allemand HAPAG à Hambourg (collection privée)

Die Vaterland, ein Schiff der Superlative, verließ am 14. Mai 1914 den Hamburger Hafen unter dem Befehl von Commodore Hans Ruser und vier weiteren Kapitänen zu seiner Jungfernfahrt nach New York mit Zwischenstopps in Southampton und Cherbourg. Etwa 1.600 Passagiere, hatten diese Überfahrt gebucht [1] und ließen sich in diesem schwimmenden Luxus-Hotel, in dem sich sogar ein Ritz-Carlton Restaurant befand, verwöhnen. Für ihre Gesundheit waren Dr. Krahnstöver und zwei weitere Ärzte zuständig. Die Fahrt verlief glatt, nur in der engen Hudson Bay gab es Schwierigkeiten bei der Navigation, und die Ankunftszeit in New York verzögerte sich um vier Stunden.

Als die Vaterland sicher im Hafen lag, und die letzten Passagiere das Schiff verlassen hatten, zeigte sich, dass es unter der glänzenden Oberfläche brodelte. Die Stimmung bei großen Teilen der 1.234 starken Mannschaft war explosiv. Heizer und Trimmer (Kohlenschlepper) beschwerten sich über die schlechte Behandlung durch ihre Vorgesetzten. Außerdem erhoben die Stewards Lohnforderungen und drohten mit Streik. Da es zu keiner Einigung kam, erklärten sich Heizer und Trimmer mit den Stewards solidarisch. Die Situation eskalierte derart, dass amerikanische Beamte und Polizisten angefordert wurden, die das streikende Personal daran hinderten, das Schiff zu verlassen. Nach der Rückkehr wurden in Hamburg zahlreiche Stewards und einige Heizer entlassen. [2]

Die nächsten fünf Überfahrten im Juni/Juli verliefen in ruhigerem Fahrwasser. Als die Vaterland jedoch Ende Juli 1914 in New York anlegte, war die Großwetterlage bereits bedrohlich. Am 1. August sagte die Hamburg-Amerika-Linie [3] wegen Ausbruch des Krieges die Rückfahrt ab. In den nächsten Tagen war die Situation unübersichtlich. Wie schwierig die Lage war, geht aus einem Bericht des III. Offizier Fuchs hervor [4], der - nach seinen Angaben - am 5. August mit Einverständnis des Commodore Ruser heimlich das Schiff verließ und mit falschen Papieren auf einem dänischen Dampfer nach Hamburg fuhr. Am 27. August abends meldete er sich in Hamburg zurück und informierte die Direktion der Hamburg-Amerika-Linie über die Situation in New York: Die New Yorker Behörden ließen keine militärpflichtigen Deutschen aus dem Hafen, auch würde die Abmusterung in New York vom Deutschen Konsul verweigert, da sich in New York 23.000 Reservisten befänden, welche vom Konsulat bzw. vom Deutschen Verein aus unterhalten werden müssten. Abgemustert würden nur diejenigen, die nachweislich eine Stellung im Land erhalten hätten. Diese Leute müssten alle einwandern.

Da es immer klarer wurde, dass die Vaterland auf unbestimmte Zeit in New York liegen würde, und somit die vollständige Mannschaft auf dem Schiff nicht mehr notwendig war, wurden Teile der Mannschaft abgemustert, um den Schiffshaushalt zu entlasten.
Herr Dr. Krahnstöver und mit ihm ca. 100 weitere Mitglieder der Besatzung buchten für den 25. August ihre Rückfahrt auf der Nieuw Amsterdam, einem Schiff der Holland-America-Linie, die sich Mitte August entschloss, wieder deutsche Passagiere zu befördern.

Vor Brest jedoch wurde die Nieuw Amsterdam vom französischen Hilfskreuzer Savoie angehalten und alle wehrpflichtigen Männer aus Deutschland und Österreich-Ungarn, unter ihnen auch Dr. Krahnstöver, festgenommen. Die Gefangenen wurden ins Fort Crozon gebracht. Dr. Krahnstöver hatte Glück im Unglück: Nach 21 Stunden in dieser schrecklichen Unterkunft wurden er und alle Gefangenen, die Offiziersrang hatten, ausgesondert und ins Gefängnis in Brest verlegt. Zwei Tage später wurde ihm dann eröffnet, dass er als Mediziner gemäß der Genfer Konvention frei sei und zum Schiff zurückgebracht würde.

Über diese Ereignisse in Frankreich hat Dr. Krahnstöver einen Bericht geschrieben, der am 10. März 1915 in der zweiten Ausgabe der Kriegs-Zeitschrift der Hamburg-Amerika-Linie, einem internen Mitteilungsblatt, erschien.

Von seinen Erlebnissen in französischer Gefangenschaft gibt Herr Dr. Krahnstöver, Schiffsarzt des D. Vaterland, folgende Schilderung:

„In der Nacht vom 24. zum 25. August verließ ich mit einem holländischen Dampfer den Newyorker Hafen, um über Rotterdam Deutschland zu erreichen. Im Kanal, etwa auf der Höhe von Cherbourg, wurde unser Schiff von dem französischen Hilfskreuzer „La Savoie“ angehalten und gezwungen, ihm nach Brest zu folgen. Hier wurden am folgenden Tage die Personalien sämtlicher Passagiere durch französisches Militär festgestellt und alle männlichen deutschen und österreichisch- ungarischen Passagiere als Kriegsgefangene von Bord genommen, zusammen etwa 740 (darunter ca. 100 Angestellte der H.A.L.). Proteste jedweder Art blieben unberücksichtigt, es war in den Augen der Franzosen gleichgültig, wie alt man war, oder ob man gemäß der Genfer Konvention von der Gefangennahme hätte ausgeschlossen werden müssen. In mehreren Dampfertransportzügen brachte man uns gegen Abend auf eine Insel, wo wir von einem Spalier Soldaten mit auf- gepflanztem Bajonett empfangen wurden. In dem Inseldorfe Le Fret wurden wir in mehrere Abteilungen eingeteilt und mußten unser Handgepäck in einem Hause niederlegen. Bei dieser Gelegenheit wurde einer von uns, ein Deutschpole, der einen französischen Befehl nicht verstand, kurzerhand durch fünf Schüsse niedergeknallt.

Ich werde den Eindruck, den diese fünf Schüsse auf uns machten, nie vergessen. Völlig wehrlos (man hatte uns Taschenmesser, Stöcke, Schirme, Streichhölzer abgenommen), Zivilisten, die noch keine Waffe gegen den Feind angerührt hatten, Reisende, geraubt von neutralem Schiffe, gefangen auf neutralem Meere, sahen wir uns einem Feinde preisgegeben, der seinen Haß zunächst einmal durch fließendes Blut kühlte. Aber auch auf die links und rechts von jedem dritten Gliede unserer Kolonnen stehenden Soldaten waren die Schüsse nicht ohne Wirkung geblieben. Sie schienen ihre Bajonette fester zu fassen, bereit, bei der geringsten Gelegenheit von ihrer Waffe Gebrauch zu machen. Jedes Wort, das wir zu wechseln versuchten, wurde durch ein nicht mißzuverstehendes „Silence!“ ertötet. Plötzlich sprengten berittene Offiziere heran, und es hieß: „En avant!“ Im Marsch ging es nun eine sanft ansteigende, viel gewundene Landstraße hinauf. Ein älterer Herr, der das Tempo nicht einhalten konnte, wurde von zwei jüngeren Kameraden zunächst gestützt, sodann fast getragen. Er befand sich einige Reihen vor mir. Ich versuchte die Aufmerksamkeit eines berittenen Offiziers auf ihn zu lenken. „Je n’ai pas de voiture!“ schrie er mich an und sprengte vorbei. Schließlich, nach etwa einstündigem Marsche, brach der Herr zusammen und blieb auf der Landstraße liegen. Versuche unsererseits, uns seiner anzunehmen, wurden durch die Haltung der Franzosen vereitelt. Nach etwa eindreiviertelstündigem Marsche gelangten wir vor ein kleines Fort (wie ich später erfuhr, namens Crozon) dessen Wälle und Mauern uns aufnahmen. Hier im Hofe stand unsere Schar neben zwei verwahrlost aussehenden alten Kanonen eine Zeitlang, bis schließlich noch ein zweirädriger Handkarren angefahren wurde, auf dem der erwähnte Herr bewußtlos lag. Gleich darauf tat sich ein zweiter Innenwall des Forts auf, und wir wurden in einen kleinen Hof geführt, dessen linke Wand in einer kasernenmäßigen Hausfront bestand. Die Türen wurden aufgeschlossen und wir in Abteilungen von 65 bis 70 Mann in je einen dumpfen Raum geleitet. Kaum waren wir drinnen, so verschloß man hinter uns die Tür. Es war etwa 9 Uhr abends geworden, und in unserem Gefängnisse, das keine Laterne erleuchtete, konnten wir uns nur durch Tasten orientieren. Die beiden offenen Fenster waren durch Eisenbahnschienen verlegt, die, dachziegelartig übereinander befestigt, nur spärlich Luft und Licht durchießen. Wir befanden uns in einem höhlenartigen Kasemattenraume, an dessen Seiten links und rechts zu zweien übereinander verbundene Holzpritschen standen, die mit etwas Stroh bedeckt waren. Es war nicht einmal Wasser vorhanden. Das einzige Inventarstück außer den Pritschen war ein gemeinsamen Zwecken dienender offener Kübel. Im übrigen waren Ratten unsere Haustiere. Etwa um 1 Uhr nachts ließ ein Offizier unter der spärlichen Beleuchtung einer Kerze eine beschränkte Menge Wasser sowie Brot, das mit konserviertem Fleische belegt war, verteilen Dabei ging er mit dem Revolver in der Hand aufgeregt zwischen uns hin und her und versicherte, wir hätten uns unbedingt allen Anordnungen zu fügen, insbesondere Ruhe zu bewahren, sonst würde er mit der äußersten Strenge gegen uns Vorgehen müssen. Ich bemerke dazu, daß unser Verhalten den Franzosen als mustergültig erscheinen mußte.

Am anderen Morgen verteilte man an uns reichlich Wasser und Brot, ja sogar eine Bohnensuppe, die uns in drei Metalltöpfen hereingebracht wurde. An jeden von uns wurde ein Löffel verteilt und gemeinsam aßen je 22 von uns aus einem Topfe.

In diesem Loche, in dem sich allmählich eine unerträgliche Luft entwickelte, ließ man uns 21 Stunden. Der Reihe nach wurden die Insassen der einzelnen Kasemattenräume höheren Offizieren vorgeführt und diejenigen abgesondert, die nachweisen konnten, daß sie Offiziersrang im deutschen Heere hatten, insgesamt 32, unter diesen ich selbst mit fünf anderen Ärzten. Mehrere ältere Herren, darunter der erwähnte, besonders unwürdig behandelte, wurden sofort an Bord des holländischen Dampfers zurückgebracht, die übrigen, etwa 690, wurden wieder in die Kasemattenräume zurückgebracht. Wir 32 Auserlesenen erfuhren von den französischen Offizieren, daß von jetzt an die Lage dieser 690 sich bessern würde. Sie sollten besser untergebracht werden, im Hofe spazieren gehen dürfen und aus einer einzurichtenden Kantine sich selbst gegen Bezahlung verpflegen können. Der Ton, den die Franzosen in diesem Augenblicke anschlugen, war zweifellos milder als am vorherigen Tage.

Uns 32 reichte man sodann je etwas Fleisch und Reissuppe und führte uns, wieder unter starker Bedeckung, zurück nach Le Fret, von hier mit einem Dampfboote in die Stadt Brest und sodann etwa einen 20 Minuten langen Weg, bis wir vor dem „Maison d’arret et de correction‘‘ standen. Je acht von uns erhielten hier ein sauber aussehendes Zimmer, in dem jeder ein wenn auch dürftiges, so doch reinliches Bett vorfand. Auch wurden wir unter einer Brause einer Reinigung unterzogen, und das war sehr nötig. Der freundliche Gefängnisaufseher besorgte uns gegen Geld und gute Worte eine anspruchslose Verpflegung, Zigarren und Lesestoff. Unser Aufenthalt im Gefängnis regelte sich im übrigen so, daß er den dort gewöhnten Betrieb nicht störte. Wir waren in Stuben eingeschlossen und durften in dem kleinen Hofe frische Luft schnappen, wenn er nicht von den Strafgefangenen belegt war.

Nach 48 Stunden erfuhren wir, daß wir unseren Aufenthaltsort mit dem Chateau vertauschen sollten, wo wir eine standesgemäße Unterkunft finden sollten. Mit gehobenem Mute verließen wir das Gefängnis und wurden auf der Straße von Soldaten empfangen, die uns nach dem Chateau bringen sollten. Plötzlich eröffnete man jetzt uns sechs Ärzten, daß wir gemäß der Genfer Konvention frei seien und an Bord unseres Schiffes zurückgebracht würden. Dies geschah, während unsere 26 Kameraden den Weg nach dem Chateau antreten mußten.

Kaum waren wir sechs Ärzte an Bord unseres Schiffes, als es in See stach, und bald verschwand das ungastliche Brest hinter der bretonischen Felsenküste in der Abenddunkelheit. An Bord überreichte mir der Schiffsarzt ein Brester Extrablatt über den Krieg. Ich las, daß wir Deutschen in den Augen Frankreichs die „derniers barbares“ sind, und mußte lächeln. Am 8. September erreichten wir Rotterdam. Erst hier erfuhren wir im deutschen Konsulat die Wahrheit über die Kriegslage, von der wir uns wegen der amerikanischen Hetzpresse kein richtiges Bild hatten machen können.“

Artikel aus Kriegs-Zeitschrift der Hamburg-Amerika-Linie Nr. 2 vom 10. III. 1915:
Von seinen Erlebnissen in französischer Gefangenschaft, Schilderung von Dr. Krahnstöver, Schiffsarzt des D. Vaterland (Hapag-Lloyd AG, Hamburg)
Article n° 2 du 10.III. 1915 provenant du journal de guerre de la Ligne Hambourg-Amérique:
Témoignage du docteur Krahnstöver, médecin sur le Vaterland (Hapag-Lloyd AG, Hambourg) sur ses aventures vécues pendant son internement en France.

Besatzungsmitglieder der Vaterland im Internierungslager Île Longue

Dr. Krahnstöver berichtetete, dass sich unter den auf der New Amsterdam festgenommenen Männnern ca. 100 Mitglieder der Besatzung der Vaterland befanden. Diese wurden zusammen mit den anderen Gefangenen im November zum Internierungslager der Île Longue gebracht, das in der Zwischenzeit von den Gefangenen mit aufgebaut worden war.

Die Namen dieser Besatzungsmitglieder sind nicht überliefert. Nur einer von diesen 100 Männern ist in der Kartei des Internierungslagers der Île Longue ausdrücklich als Besatzungsmitglied der Vaterland erwähnt: Richard Beyer, 13.04.1881, in Schwerin, „Directeur sur Vaterland“.

Commodore Ruser hatte der Hapag mit einem Brief eine Liste der ausgemusterten Mannschaft zugeschickt [5], aber diese Liste enthält nur Berufsbezeichnungen - keine Namen. Beim Vergleich dieser Berufsbezeichnungen mit den Berufsangaben der Internierten aus der Lagerkartei der Île Longue - und unter Berücksichtigung des angegebenen Wohnortes - ergeben sich wohl Übereinstimmungen aber keine verlässlichen Aussagen, denn es lagen noch weitere deutsche Schiffe vor New York fest, deren Besatzungsmitglieder ebenfalls nach Deutschland zurückkehren wollten.
Folgende Berufe befinden sich sowohl in der Lagerkartei als auch auf der Liste des Commodore Ruser: Zwei Kapitäne (Capitain au long cours), zwei Offiziere, Telegraphist, Ingenieure, Elektriker, Mechaniker, Maschinisten, Zimmerleute, Gärtner, Erster Oberkellner, Stewards, Matrosen, Arbeiter.

Ein Bibliothekar, der für die große Bücherei auf der Vaterland zuständig war, steht ebenfalls auf der Liste des Commodore Ruser. Es könnte sich hierbei um Otto Albert Löwe (10.11.1889) handeln, der als Wohn- bzw. Aufenthaltsort Hamburg, New York angegeben hat. Auf der Île Longue waren vier weitere Bibliothekare interniert, was erklärt, dass die Insel-Bücherei professionell geführt worden ist und sich im Lauf der Zeit zum Zentrum für Bildung und Weiterbildung entwickelt hat. [6]

Unter den 100 Besatzungsmitgliedern der Vaterland befanden sich auch Musiker des Orchesters. Theodor Hommes erwähnt die Musiker in dem Bericht über seine Internierung „… auch die Schiffskapelle der „Vaterland“ befand sich darunter.“ [7]

In der Lagerkartei sind sieben Musiker aufgeführt, die auf der New Amsterdam festgenommen worden sind. Drei von ihnen, haben als Wohn- bzw. Aufenthaltsort Hamburg angegeben: Gustav Blunck, geb. 11.09.1887 in Hamburg, Musikprofessor, Wohnort Hamburg; Martin Noack, geb. 30.10.1888 in Dresden, Pianist, Wohnort Hamburg; Richard August Christophe Tegge, geb. 23.12.1887 in Frankfurt, Musiker, Wohnort Hamburg. Aus der Kartei des ICRC [8] geht hervor, dass Richard August Tegge (genannt „Fritz“) auf der Vaterland war, bei den beiden anderen Musikern fehlt diese Angabe. Es ist dennoch wahrscheinlich, dass es sich auch bei Martin Noack und Gustav Blunck um Mitglieder des Orchester der Vaterland handelt. In der Broschüre „Die Musik im Lager der Zivilgefangenen von Ile Longue“ werden alle drei ausdrücklich als Musiker der ersten Stunde erwähnt: „Es dauerte nicht lange, so trat auch ein kleiner Streichkörper zusammen, der bei besonderen Gelegenheiten seine Kunst hören ließ, was um so erfreulicher war, als seine Mitglieder sich im Laufe der Zeit als ausgezeichnete Ensemble-Musiker erwiesen haben. Der Cellist Herr Gustav Blunck, der Pianist Herr Martin Noack und der Bassist Herr Fritz Tegge, die in dem späteren Konzertorchester die Grundpfeiler bilden sollten.“

Martin Noack gründete im Juni 1915 ein Streichorchester, das seinen Namen trug und verkaufte in Baracke 9 Konzertkarten und Abonnements. Er wird den Wunsch und vielleicht auch die Idee gehabt haben, ein Piano anzuschaffen. Einige Musik begeisterte Internierte gründeten einen Klavierausschuß, stellten einen Finanzierungsplan auf, beschafften die Mittel und kauften Mitte Februar 1917 in Brest ein Piano für Fr. 1000. Zugunsten des Klavierfonds fanden verschiedene Sonntagskonzerte des Noack’schen Streichorchesters und der vereinigten Streichorchester statt. [9]

Programmblatt einer Veranstaltung des Klavierausschusses
„Konzert der vereinigten Streichorchester zu Gunsten des Klavierfonds“, 21. April 1917 (Sammlung Hans Baehr)
Affiche de programme
Manifestation du comité d’achat du piano « Concert de L’ensemble de l’orchestre à cordes au profit du fond d’achat du piano », 21 avril 1917 (Collection Hans Baehr)

Trotz der vielen Unklarheiten ist eines sicher: Mitglieder der Besatzung der Vaterland, insbesondere die Musiker, haben das kulturelle Leben im Internierungslager Île Longue bereichert und dazu beigetragen, das Gefangenenleben ein wenig erträglicher zu gestalten.


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