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Le camp d’internés 1914-1919
Le camp d’internés 1914-1919

Dieser Internet-Auftritt verfolgt das Ziel, möglichst viele Informationen über das Internierungslager auf der Ile Longue zusammenzustellen, damit Historiker und Nachkommen der Internierten sich ein Bild von den Realitäten dieses bisher wenig bekannten Lagers machen können - nicht zuletzt auch, um die bedeutenden kulturellen Leistungen der Lagerinsassen zu würdigen.

Le but de ce site est de prendre contact avec les familles des prisonniers allemands, autrichiens, hongrois, ottomans, alsaciens-lorrains... qui ont été internés, pendant la Première Guerre mondiale, dans le camp de l’Ile Longue (Finistère).

Die „spanische Grippe“ im Jahr 1918
On-line gesetzt am 7. März 2013
zuletzt geändert am 11. Dezember 2015

von Christophe, Didier

Trotz vorbeugender Maßnahmen durch die Sanitätsbehörden wie die Typhusimpfung der Internierten im Mai und Juni 1915 oder die Paratyphusimpfung im Juni und Juli 1916 konnte es im Lager Île Longue zu Epidemien kommen. So vor allem im Fall der weltweiten Grippe-Epidemie A/H1N1, die unter dem Namen “spanische Grippe” bekannt geworden ist; sie soll in China entstanden sein, aber erst in den Vereinigten Staaten zu einer tödlichen Krankheit mutiert haben.

Erstaunlicherweise ist es die Schweizerische Delegation, die am 1. Mai 1918 das Innenministerium davon in Kenntnis setzt, dass im Lager Île Longue eine Grippe-Epidemie ausgebrochen sei, was jedoch von der Lagerleitung schnell dementiert wird. Im Frühsommer tritt die Grippe tatsächlich in Erscheinung. “Eine Grippe-Epidemie hat vor einigen Wochen im Lager begonnen”, schreibt der leitende Arzt am 11. Juli an den Unter-Präfekten in Brest. “Als erste wurden die Männer des Wachdienstes (etwa ein Sechstel der Gesamtzahl) davon erfasst. Seit zwei Tagen sind sieben Internierte in die Krankenstation des Lagers gekommen. Diese Epidemie zeigt die Merkmale der klassischen Grippe. Ihr Auftreten ist plötzlich. Abends schwankt die Temperatur zwischen 39 und 40°. Von Anfang an zeigen sich allgemeine Gliederschmerzen. In allen bereits beobachteten Fällen beginnt der Temperatur-Rückgang am 3. Tag und die Genesung am 4. Tag. Es ist anzunehmen, dass die Epidemie, wenn sie sich ausdehnt, bis zum Schluss gutartig bleibt. Als vorbeugende Maßnahmen werden die Kranken und die, bei denen Krankheitsverdacht besteht, sofort isoliert, und ihr Bettzeug wird desinfiziert.” Einige Tage später bestätigt er “…den gutartigen Charakter der Epidemie. Die schwersten Fälle, etwa hundert (95), sind in die Krankenstation eingewiesen worden. Die fiebrige Periode ihrer Krankheit hat drei Tage gedauert. Fünfhundert andere, gutartigere Fälle wurden innerhalb des Lagers behandelt. Nur in zwei Fällen ist eine, inzwischen ausgeheilte, grippale Lungenbronchitis aufgetreten. Seit zwei Tagen scheint die Zahl der Fälle zurückzugehen.” Die Grippe ist zwar gutartig, erfasst aber doch zahlreiche Männer, etwa 600. Sie scheint von den Soldaten der Wachtruppe ins Lager eingeschleppt worden zu sein.

Eine weitere Grippe-Epidemie befällt das Lager im Herbst, aber der leitende Arzt bleibt optimistisch und meldet, dass “sie einen gutartigen Charakter zu behalten scheint, ganz wie die vorausgegangene Epidemie” (25. Oktober 1918). Einen Monat später, am 28. November, liefert er in einem Bericht an den Unter-Präfekten weitere Einzelheiten. “Sie wurde von einer Abteilung mitgebracht, die zu landwirtschaftlichen Arbeiten im Département Allier eingesetzt war. Diese Epidemie ist, was ihre klinischen Symptome betrifft, im Allgemeinen gutartig verlaufen und hat sich auch nicht zu weit ausgedehnt. Dank der unmittelbar getroffenen vorbeugenden Maßnahmen: schnelle Isolierung der Kranken, Desinfizierung der Bettwäsche und der betroffenen Baracken, häufiges Gurgeln mit Kalipermanganat, das allen verschrieben wurde, regelmäßiges Versprühen von Desinfektionsmitteln, Reinigungspflege usw. Außerdem scheinen etwa 600 Internierte, die im letzten Juni an einer gutartigen Grippe erkrankt waren, durch eine dabei erworbene Immunität geschützt zu sein.Keiner von ihnen hat bis heute einen Rückfall erlebt.”Zu diesem Zeitpunkt verzeichnet der Arzt 104 Fälle, von denen 52 die Krankenstation schon verlassen haben, geheilt “nach dreitägiger Genesungs-Isolierung in einer leeren Baracke, die auf meine Bitte zu diesem Zweck bereitgestellt wurde.” Acht Kranke aber mussten mit Komplikationen im Bereich von Lunge oder Herz ins Brester Arsenal-Krankenhaus eingeliefert werden. Einer von ihnen stirbt am 26. November. Von den 42, die in der Krankenstation verbleiben, müssen noch zwei weitere ins Krankenhaus gebracht werden. Laut ärztlicher Anordnung wird jeder Internierte und jede Abteilung, die von außen oder aus einer Umgebung kommen, in der in den letzten drei Tagen Grippefälle aufgetreten sind, isoliert. Der Arzt meldet außerdem, dass die Medikamente und Desinfizierungsmittel knapp zu werden beginnen.

Am 3. Dezember jedoch fürchtet er, dass die Epidemie einen infektiösen Charakter bekommt und meldet 25 neue Fälle, von denen elf mit ernsthaften Komplikationen ins Krankenhaus gebracht werden, wo vier von ihnen sterben.

Das Lager Île Longue verlangt die Lieferung bedeutender Mengen von Quinin, Antipyrinen und Aspirin, die der gewohnte Brester Lieferant nur in unzureichender Menge breitstellen kann. Der Arzt lässt den größten Krankensaal leeren und desinfizieren und beabsichtigt dasselbe auch für die Baracken, in denen die meisten Fälle gezählt wurden; außerdem sollen die Böden mit Chlorkalk gewaschen und die Wände gekalkt werden (19. Dezember 1918). Er schlägt auch vor, die Verlegungen von Internierten in andere Lager auszusetzen, vor allem die aus Crozon auf die Ile Longue. Die Internierten aus den Lagern Lanvéoc und Kerbénéat waren Ende November 1918 bereits auf die Île Longue gekommen. Die aus Crozon müssen jetzt bis zum 30. Dezember 1918 warten.

Das Lager Île Longue scheint also drei Grippewellen hintereinander erlebt zu haben, die erste im Juni/Juli, die zweite im Oktober/November und die dritte im Dezember. In Brest dagegen ist die Epidemie besonders heftig im August und vor allem im September. Sie trifft vor allem die amerikanische Armee, in der mehrere Tausend Opfer gezählt werden, aber auch die Kaserne der Matrosen und das Stadtviertel Recouvrance. Die Marine muss ihre Kranken ins Lazarett von Trébéron und ins zusätzliche Krankenhaus von Kervallon auslagern, während die Zivilbehörden strenge Maßnahmen treffen, wobei sie vor allem den Familienangehörigen der Kranken den Zutritt ins Krankenhaus verbieten. Es scheint also, dass es eine zeitliche Verschiebung zwischen dem Ausbruch der Epidemien außerhalb (April/Juni 1918, Dezember 1919/Frühjahr 1919) und innerhalb des Lagers gibt. Es zeigt sich auch, dass das Lager Ile Longue trotz seiner Abgelegenheit vor Epidemien nicht geschützt ist und dies aufgrund der ständigen Veränderungen in der Zusammensetzung der Lagerbevölkerung (Ablösung der Wachmannschaften, Rückkehr der Arbeiter, Verlegung der Internierten in andere Lager usw.).

Mehr dazu in:

  • Didier CADIOU, « Les derniers mois du camp d’internement de l’Île longue », Avel Gornog, N° 18, Crozon, Juli 2010, S. 34-50.
  • Olivier LAHAIE, « L’épidémie de grippe dite « espagnole » et sa perception par l’armée française (1918-1919) », Revue historique des Armées, n° 262, 2011.

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